Schon vor dem Erhalt von „Mein böses Herz“ hatte ich große Erwartungen an das Buch. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich denke vielleicht deshalb, weil es eine kleine Kunst ist, in die Tiefen der Psyche blicken zu können. Wulf Dorn, der sich selbst über Jahre mit der menschlichen Psyche beschäftigt und damit gearbeitet hat, ist ein schauriger und beängstigender Jugendthriller gelungen.
Nicht nur die Handlung an sich beinhaltet Angst einflößende Passagen, sondern auch die Message an mich, den Leser, hat mir oft einen Schauer über den Rücken hinunter laufen lassen.
Die Ich-Form versetzt mich von Anfang an in die Lage der Hauptprotagonistin Doro. Ich folge jedem ihrer Selbstzweifel und erlebe ihre intensiven Emotionen hautnah mit.
Auch, dass ihre Mutter das neue Haus gegenüber eines Psychotherapeuten gemietet hat, steigert nicht gerade Doros Selbstwertgefühl.
Sie merkt bald, dass ihre Mitmenschen ihr nicht mehr glauben, jedoch ist sie immer der festen Überzeugung, den verstörten Jungen und weitere unglaubliche Vorfälle wahrhaftig gesehen oder erlebt zu haben. Und das möchte sie ihrem Umfeld und vor allem sich selbst beweisen.
Einzig der nette Julian, Sohn des Therapeuten Nord, bereitet ihr Herzklopfen und versucht ihr Glauben zu schenken.
Als Jugendliche kann ich das Mädchen immer besser verstehen und es dauert nicht lange, bis ich Mitleid mit ihr bekomme. Sie tut mir so unendlich Leid, diese Wahnvorstellungen haben zu müssen und Realität von Fiktion nicht unterscheiden zu können.
Die genannten Panikattacken sind absolut packend beschrieben. Beim Lesen bin ich total in Trance und mein Herz schlägt mir wahrhaftig bis zum Hals. Kein Buch hat mich bisher so gefesselt, dass ich das Gefühl hatte, live dabei zu sein. Ich halte den Atem an wenn die Schritte kommen, stehe so unter Strom, dass ich tatsächlich erschrecke, wenn im nächsten Augenblick etwas Unerwartetes geschieht.
Der Leser bleibt im Ungewissen. Die ganze Zeit herrscht Verwirrung. Man hofft für Doro, dass sie erkennt, Wahrheit von Trug zu unterscheiden. „Aber ich selbst weiß es doch im Moment auch nicht besser“, sage ich mir oft.
Die Charaktere sind lebhaft beschrieben und man weiß bei fast jedem sofort, woran man ist bzw. mit welcher Art von Person man es zu tun hat.
Der Höhepunkt ist so überraschend, schockierend und betrüblich zugleich, dass ich darüber nachdenke, was das Böse mit uns Menschen anstellen kann. Affekthandlungen? Kann ein Mensch von Grund auf böse sein? Was treibt manche Personen dazu, grausam zu sein?
Wulf Dorn beschreibt mit „Mein böses Herz“ eine düstere Stelle im Kopf und Leben von Doro, welche auch in jedem von uns schlummert. Ein MUST-READ für Thrillerfans.
4 Kommentare
Sehr schön geschrieben, liebe Dani. :) Also eigentlich sollte ich ungefähr zwei Jahre lang keine Bücher mehr kaufen :) Aber dieses wandert wohl doch auf meine Wunschliste :D
eigentlich ist das gar nicht meine richtung, aber verd…..hört sich das spannend an….wandern ab auf meine wunschliste, du weißt wie man ein die bücher schön macht :-) lg
Tolle Rezension. Da hat man gleich Lust das Buch in die Hand zu nehmen und es zu lesen!
Ganz deiner Meinung! Bei mir hat es auch die volle Punktzahl bekommen. Für einen Jugendthriller ohne Gewaltorgien hat das Buch mich verdammt gefesselt. Ich hoffe auf mehr Bücher in diesem Stil, der leider zu selten vorkommt.
Liebe Grüße
Marleen